20. Ausstellung 2015 - Borghorst (Steinfurt)

 

Vom 29. 11. bis 13. 12.2015 stand in der St. Mariä Himmelfahrt-Kirche in Borghorst (Steinfurt) das Leben der Mutter Jesu im Mittelpunkt.
In der Bibel wird Maria im Neuen Testament außerhalb der Evangelien kaum erwähnt. (Ausnahmen: Apostelgeschichte 1,14 / Galater 4,4) Und selbst die Evangelien liefern nicht viele Informationen über Maria. Doch alle Stellen in den 4 Evangelien zusammengefügt ergeben Bilder vom Leben Marias, die wir in dieser Egli-Ausstellung mit 430 Figuren entstehen lassen. Außerdem liegt dieser Ausstellung das sog. Protoevangelium des Jakobus zugrunde, das besonders das Leben Mariens in den Mittelpunkt stellt.

 

„Maria - vom jungen Mädchen zur Mutter Jesu“

 

   

 

 

Anna und Joachim waren kinderlos und beklagten im Gebet ihre Kinderlosigkeit. Ein Engel Gottes brachte die Nachricht von der Schwangerschaft Annas. Anna versprach: „So wahr Gott der Herr lebt: Wenn ich gebäre, einen Knaben oder ein Mädchen, so will ich das Kind als Opfergabe darbringen Gott, dem Herrn. Es soll ihm Dienste verrichten alle Tage seines Lebens.“

Proto-Evangelium 4

  

 

   Nach 9 Monaten wurde ein kleines Mädchen geboren, Maria.

 

Proto-Evangelium 5

 

Das Kind wurde von Tag zu Tag kräftiger und als es sechs Monate als war, stellte Anna es auf den Boden, um zu erproben, ob es schon stehen könne. Und die kleine Maria machte sieben Schritte und kam zu ihrer Mutter.

 

Proto-Evangelium 6,1

  

 

   Am ersten Geburtstag seiner Tochter veranstaltete Joachim ein großes Festmahl und lud dazu die Oberpriester, die Priester und Schriftgelehrten ein, den Ältestenrat und das ganze Volk Israel. Joachim brachte das Kind zu den Priestern, damit sie es segneten.

Proto-Evangelium 6,2

 

Als Maria drei Jahre als war brachten ihre Eltern sie in den Tempel - so wie sie es versprochen hatten. Der Priester des Herrn nahm Maria in Empfang, küsste sie und gab den Segen. Er setzte sie auf die dritte Stufe des Altars… und Maria tanzte mit ihren kleinen Füßen. Als Anna und Joachim aus dem Tempel hinabzogen, wunderten sie sich, dass ihre kleine Tochter ihnen nicht nachschaute. Maria wurde im Tempel ‚gehegt wie eine Taube‘.

 

Proto-Evangelium 7,2-8,1

  

 

Als Maria zwölf Jahre alt war, wurde beraten, was mit ihr geschehen solle. Der Hohepriester Zacharias betete im Allerheiligsten für Maria.
Ein Engel des Herrn sprach zu Zacharias: „Zacharias, geh hinaus und versammle die Witwer des Volkes. Jeder soll einen Stab mitbringen. Und wem Gott ein Zeichen gibt, der soll Maria zur Frau nehmen.“
Auch Josef brachte einen Stab mit.
Zacharias nahm alle Stäbe entgegen, betete und verteilte die Stäbe wieder an die Witwer.
Den letzen Stab bekam Josef. Da setzte sich eine Taube auf Josefs Kopf.
Zacharias sprach: „Josef, durch das Los ist dir die Jungfrau des Herrn zugeteilt worden.“
Josef entgegnete ihm: „Ich habe Söhne und bin alt, sie aber ist ein junges Mädchen... .“
Da sprach Josef zu Maria: „Maria, ich habe dich aus dem Tempel des Herrn empfangen. Ich lasse dich nun in meinem Haus. Ich aber gehe fort, um die Bauwerke zu errichten. Dann werde ich zu dir kommen. Der Herr wird dich behüten.“

Proto-Evangelium 8-9

 

 

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   Als ein neuer Vorhang für den Tempel gemacht werden sollte, wurden 7 junge Frauen ausgewählt, die diesen weben sollten. Auf Maria fiel das Los ‚echter Purpur‘ und ‚Scharlach‘. Sie nahm die Wolle und ging nach Hause und begann zu spinnen.

 

(Es war zu der Zeit, als Zacharias stumm wurde. - Er hat den Worten des Engels nicht geglaubt, dass seine Frau Elisabet trotz ihres Alters schwanger ist. An Zacharias Stelle als Hohepriester trat Samuel.)

 

Proto-Evangelium 10 / Lk 1, 5-25

 

Eines Tages nahm Maria einen Krug, um Wasser zu schöpfen. Eine Stimme sprach zu ihr: „Hab keine Angst, du hast Gnade bei Gott gefunden! Du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären. Dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und wird Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihn auf den Thron seines Ahnherrn David erheben, und er wird für immer über die Nachkommen Jakobs regieren. Seine Herrschaft wird nie zu Ende gehen.“
Maria hatte zwar die Absicht, Josef zu heiraten, doch die Hochzeit hatte noch nicht stattgefunden, und sie wusste genau, dass sie nicht schwanger sein konnte. Der Engel erklärte, Gott werde alles möglich machen, und dass auch ihre Kusine Elisabet schwanger geworden sei, obwohl alle geglaubt hatten, sie sei schon zu alt für ein Kind.
Maria willigte ein: „Ja, ich bin bereit. Für mich soll alles so werden, wie du es gesagt hast!“
Der Engel verließ Maria. Sie verarbeitete den Purpur und den Scharlach und brachte sie dem Priester.

Proto-Evangelium 12.2 / Lk 1, 39-66

 

Das Lukasevangelium berichtet, dass die junge Frau Nazareth verließ und zu ihrer Kusine Elisabet ins Bergland von Judäa ging. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet.
Als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: „Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.“
Maria antwortet mit einem Lobpreis (Magnificat), dessen Verse in der Liturgie der heimischen Synagoge von Nazareth oft wiederkehrten. Maria hatte sie bei häuslichen Andachten am Sabbat und an Festen immer wieder gebetet.
Als analphabetische Jüdin kannte Maria viele Bibelsprüche auswendig.

 

Proto-Evangelium 11-12.1-2 / Lk 1, 39-55

 

Maria blieb 3 Monate lang bei Elisabet - bis zur Geburt des kleinen Johannes - und half ihr bei der täglichen Arbeit.

 

Proto-Evangelium 12.3 / Lk 1, 56-66

 

 

Als Maria im sechsten Monat war, kam Josef von seinen Bauarbeiten zurück und sah, dass Maria schwanger war. Er fühlte sich von ihr hintergangen und warf ihr vor, ihn betrogen zu haben.
Weil er ein gerechter Mann war und Maria nicht bloßstellen wollte, beschloss Josef, sich in aller Stille von ihr zu trennen.

Proto-Evangelium 13.1-16.3 / Mt 1,18-19

  

 

Doch im Traum erschien Josef ein Engel: „Josef, lass Maria nicht im Stich! Das Kind, das sie erwartet, kommt von Gott. Fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen. Sie wird einen Sohn bekommen. Ihm sollst du den Namen Jesus geben.“
Der Engel erklärte Josef, dass alles geschehen wird, damit sich erfüllt, was Gott schon durch die Propheten sagen ließ: ‚Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären; man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott ist mit uns.
Josef war ein frommer Mann. Er kannte die Schriften der Propheten...
... und kannte die Gesetze sehr genau... und nahm Maria als seine Frau zu sich.

Mt 1,20-25

 

Der Evangelist Lukas berichtet davon, dass in jener Zeit die Römer in Israel herrschten. Ihr Kaiser Augustus wollte genau wissen, wie viele Steuern er zu erwarten hatte. Darum ordnete er die erste Volkszählung der Geschichte an.

 

Proto-Evangelium 17 / Lk 2, 1-5

  

 

   Genauso wie viele andere machten sich auch Maria und Josef auf zur Volkszählung. Sie mussten nach Betlehem in die Berge Judäas gehen, denn von dort stammte Josefs Familie.
Mehrere Tage lang waren sie unterwegs. Der Weg war beschwerlich, besonders für Maria. Sie war hochschwanger, bis zur Geburt ihres Kindes waren es nur noch wenige Tage.

 

Als sie Betlehem erreichten, wimmelte die Stadt von Menschen.
Alle mussten sich eintragen lassen - in die Listen für die vom Kaiser angeordnete Volkszählung.
Von überall her waren Leute gekommen; alle brauchten Übernachtungsplätze.
In ganz Betlehem gab es kein Zimmer für Maria und Josef.
So brachte Maria ihr Kind, einen Sohn, draußen vor der Stadt zur Welt...
... an einem Ort, an dem sonst Tiere untergestellt waren...
Maria und Josef wickelten das Neugeborene in Windeln.

Proto-Evangelium 19,2 / Lk 2, 6f

 

 

 

Draußen auf den Feldern vor Betlehem wachten Hirten bei ihrer Herde und hörten die Frohe Botschaft: „Heute Nacht ist in Betlehem ein Kind geboren, es ist der Messias, der Retter. Geht! Ihr werdet es finden, das Kind, das in Windeln gewickelt liegt...“ Da machten sich die Hirten auf den Weg nach Betlehem…

Lk 2, 8-14

  

 

   ...und fanden Maria und Josef und das Kind. Sie berichteten, was Gottes Engel ihnen über das Kind gesagt hatte - und Maria und Josef hörten genau zu. Sie vergaßen nie, was sie in dieser Nacht hörten. Immer wieder dachten sie über all das nach...
Die Hirten erzählten überall von dem, was ihnen geschehen war; allen Menschen verkündeten sie, dass in Betlehem der Messias, der Retter, geboren worden war. Sie priesen und lobten Gott.

Lk 2, 15-20

 

Als das Baby acht Tage alt war, ließen Maria und Josef ihren Sohn beschneiden, wie es bei den Juden üblich war und ist. Jetzt bekam das Kind auch seinen Namen: Jesus - so wie der Engel Gabriel es zu Maria und zu Josef gesagt hatte.

 

Vier Wochen lang konnten sich Mutter und Kind von der Geburt erholen.

 

Dann zogen sie nach Jerusalem, denn Maria und Josef wollten ihr erstes Kind Gott im Tempel vorstellen.
Sie wollten Gott ihren Dank darbringen - 2 junge Tauben, so wie es das Gesetz vorschreibt.
Dort im Tempel kam es zur Begegnung zwischen der jungen Familie und zwei alten Menschen: Simeon und Hanna.
Sie warteten sehnlichst auf den Retter, den sie in dem kleinen Kind erkannten, und lobten Gott.

Lk 2, 21-40

  

 

Maria und Josef kehrten nach Betlehem zurück und wohnten hier eine Zeitlang, denn im Mt-Evangelium können wir nachlesen, dass sie dort Besuch bekamen von Männern aus dem Osten.
Schon viele Wochen vorher hatten die Fremden - Sterndeuter, Magier, Weise werden sie genannt - einen neuen, strahlenden Stern am Himmel entdeckt, einen Stern, der die Geburt eines Königskindes ankündigte.
Die Sterndeuter aus dem Osten beschlossen, dieses Königskind zu suchen und ihm Geschenke zu bringen. Sie folgten dem hellen Stern am Himmel - dem Zeichen Gottes - und kamen nach Jerusalem.
Dort regierte König Herodes.
Die Nachricht, dass ein neuer König, ein Messias, geboren sein sollte, löste bei Herodes und seinen Anhängern großen Schrecken aus. Denn ein neuer König könnte ihnen ihre Macht streitig machen.
Herodes ließ alle Gelehrten seines Reiches zusammenkommen und sie fanden heraus: „In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten: ‚Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.‘“
Daraufhin schickte Herodes die Sterndeuter nach Betlehem, den König zu suchen, und forderte sie auf, ihm anschließend Bericht zu erstatten...
Die Sterndeuter folgten weiter dem Stern - bis zu dem Ort, wo das Kind war.

 

Sie gingen in ein Haus, fanden das Kind und seine Eltern.
Wie seltsam muss Maria diese Situation vorgekommen sein: da verneigten sich Fremde vor ihrem Kind, breiteten ihre Schätze vor ihm aus - Gold, Weihrauch + Myrrhe -, als stünden sie tatsächlich vor einem König.
Eines Morgens packten die Magier eilig ihre Sachen zusammen. Sie sagten, im Traum sei ihnen geraten worden, nach Hause zurückzukehren, ohne jemandem von ihrer erfolgreichen Suche zu berichten.
Vielleicht hatte Maria bei der Erwähnung von König Herodes eine seltsame Furcht gepackt. Betlehem lag nur zehn Kilometer südlich von Jerusalem - gefährlich nahe bei einem Mann, der seine eigenen Kinder umbringen ließ, weil er Angst um seinen Thron hatte. Vielleicht fragte sich Maria, wie ein solcher Herrscher auf die Gerüchte von einem neugeborenen König in Betlehem reagieren würde...

Proto-Evangelium 21,2 - 22,1 / Mt 2,1-12

 

   Auch Josef hatte einen Traum und floh in dieser Nacht mit Maria und Jesus.
Sie machten sich auf den Weg nach Ägypten, jenem Weg, auf dem Mose vor vielen Jahren ihre Vorfahren in die Freiheit geführt hatte.

Mt 2,13-15

 

In dieser Nacht brachte noch eine Mutter ihr Kind in Sicherheit: Elisabet.
Sie versteckte sich mit dem kleinen Johannes.
Weil ihr Mann Zacharias König Herodes ihr Versteck nicht verraten wollte, wurde er im Tempel umgebracht.

Proto-Evangelium 21-23

 

   Als König Herodes merkte, dass die Sterndeuter nicht zu ihm zurückkamen, wurde er zornig und ließ in Betlehem und der ganzen Umgebung alle Jungen im Alter bis zu zwei Jahren töten. Dadurch sollte auch das neugeborene Königskind beseitigt werden.

Mt 2,16-18

 

Was mit der Heiligen Familie in Ägypten geschah, davon ist in der Bibel nichts überliefert. Wir wissen durch die biblische Überlieferung nur, dass Josef in Ägypten wieder ein Engel Gottes im Traum erschien, als König Herodes gestorben war. Der Engel sagte: „Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und zieh in das Land Israel; denn die Leute, die das Kind umbringen wollten, sind tot.“

Mt 2,19-23

  

 

 

Über die Kindheit Jesu wissen wir nicht viel. Wir wissen nur, dass Jesus in seiner Familie in Nazareth aufgewachsen ist... und dort so lange blieb, bis er erwachsen war.

 

Erwähnt wird die Heilige Familie zuletzt im Lukas-Evangelium, als sie zum Paschafest nach Jerusalem zog und dort sieben Tage lang feierte und betete - so wie es dem Brauch entsprach.
Wieder unterwegs nach Nazareth machten sich Maria und Josef Sorgen, weil sie ihren 12jährigen Jesus nirgends entdecken konnten.
Schließlich kehrten sie um, und suchten die ganze Stadt ab, bis sie ihn am dritten Tag im Tempel mitten unter den Lehrern und Schriftgelehrten fanden. Alle waren beeindruckt von dem Zwölfjährigen, aber seine Eltern waren sehr betroffen. „Jesus, was denkst du dir eigentlich?“ fragte Maria. „Kannst du dir nicht vorstellen, welche Sorgen dein Vater und ich uns gemacht haben? Wir haben dich überall gesucht!“
Jesus antwortete Maria: „Warum habt ihr euch Sorgen gemacht und mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich hier sein muss, im Hause meines Vaters?“
Zusammen kehrten sie zurück nach Nazareth.
Maria und Josef vergaßen nie, was Jesus zu ihnen gesagt hatte - so wie sie nichts von all dem vergessen konnten, was ihnen von anderen über ihren Sohn gesagt worden war.

Lk 2,41-52

 

Irgendwann ist Josef verstorben, Maria wurde Witwe...
Aus der Bibel wissen wir, dass Jesus sein Elternhaus - und damit seine Mutter Maria - mit 30 Jahren verlassen hat.
Maria wird nur noch selten erwähnt - für die Evangelisten ist Jesus wichtiger...
  

 

Im Johannesevangelium erfahren wir, dass Maria bei einer Hochzeit in Kana anwesend war, zu der auch Jesus mit seinen Jüngern eingeladen war.
Während des Festes ging der Wein aus. Maria sagte zu ihrem Sohn: „Es ist kein Wein mehr da!“
Jesus antwortete ihr: „Schreib mir nicht vor, was ich zu tun habe! Meine Zeit ist noch nicht gekommen!“ Da sagte seine Mutter zu den Dienern: „Was immer er euch befiehlt, das tut!“
Im Haus gab es sechs steinerne Wasserkrüge. Man benutzte sie für die Waschungen, die das jüdische Gesetz verlangt. Jeder von ihnen fasste achtzig bis hundertzwanzig Liter.
Jesus forderte die Diener auf: „Füllt diese Krüge mit Wasser!“ Sie füllten die Gefäße bis zum Rand. Dann ordnete er an: „Nun bringt dem Mann, der für das Festmahl verantwortlich ist, eine Kostprobe davon!“ Dieser probierte den Wein, der vorher Wasser gewesen war. Er wusste allerdings nicht, woher der Wein kam. Nur die Diener wussten Bescheid. Da rief er den Bräutigam zu sich und warf ihm vor: „Jeder bietet doch zuerst den besten Wein an! Und erst später, wenn alle Gäste schon betrunken sind, kommt der billigere Wein auf den Tisch. Aber du hast den besten Wein bis jetzt zurückgehalten!“
Dieses Wunder geschah in Kana.
Danach zog Jesus mit seiner Mutter, seinen Brüdern und seinen Jüngern nach Kafarnaum hinab. Dort blieben sie einige Zeit.

Joh 2,1-12

 

Ob Maria Jesus auch weiterhin begleitet hat? Oder hat sie in Nazaret auf Besuch von ihm gewartet?
Im Lukasevangelium wird eine Begegnung Jesu mit Maria so beschrieben:
Eines Tages kamen seine Mutter und seine Brüder zu Jesus; sie konnten aber wegen der vielen Leute nicht zu ihm gelangen.
Da sagte man ihm: „Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und möchten dich sehen.“
Er erwiderte: „Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und danach handeln.“

Lk 8, 19-21

  

 

Im Matthäus-Evangelium können wir nachlesen, dass Jesus in seine Heimatstadt kam und dort die Menschen in der Synagoge lehrte. Da staunten alle und sagten: „Woher hat er diese Weisheit und die Kraft, Wunder zu tun? Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria und sind nicht Jakobus, Josef, Simon und Judas seine Brüder? Leben nicht alle seine Schwestern unter uns? Woher also hat er das alles?“
Und sie nahmen Anstoß an ihm und lehnten ihn ab.
Da sagte Jesus zu ihnen: „Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner Heimat und in seiner Familie.“
Und wegen ihres Unglaubens tat er dort nur wenige Wunder.

Mt 13, 54-58 / Mk 6,1-5

 

Dass Maria ihren Sohn Jesus nie aus den Augen verloren hat, wird deutlich in seiner Sterbestunde.
Maria stand nach seiner Verurteilung unter dem Kreuz Jesu. Sie sah ihren Sohn mit ausgebreiteten Armen am Kreuz hängen, seine Handgelenke waren mit Stricken an die Holzbalken gebunden.
Maria hörte ihn flüstern: „Frau“, und dabei schaute er zunächst sie an, dann Johannes, den Jünger, der jetzt neben Maria stand. „Das ist dein Sohn.“
Dann wandte er sich an Johannes: „Das ist deine Mutter.“
Dachte Maria in dieser Stunde wohl an die Worte des Engels, der sie als Begnadete bezeichnet hatte? Aber wie kann eine Frau, die mit ansehen muss, wie ihr Sohn an einem römischen Kreuz stirbt, sich als Begnadete bezeichnen?
Maria war mit ihren Gedanken ganz bei Jesus. Der Mittagshimmel hatte sich verdunkelt. Jesu Augen suchten seine Mutter. Auf seinem Kopf trug er eine Krone aus Dornen - grausames Symbol für die Worte, die an sein Kreuz genagelt waren: Jesus von Nazaret, König der Juden.
Vielleicht dachte Maria an die Sterndeuter und ihre kostbaren Geschenke. Das Gold und der Weihrauch waren königliche Geschenke, die ihnen damals geholfen haben, in Ägypten zu überleben. Wegen der Myrrhe hatte sie sich immer gewundert. Nun wusste sie, was sie bedeutete - sie war das Öl, mit dem der König, den die Weisen angebeten hatten, einbalsamiert werden sollte.
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Der Schrei ihres Sohnes durchbohrte sie, als hätte man ihr ein Schwert durch die Brust gestoßen - so wie es der alte Simeon im Tempel vorhergesagt hatte.
Plötzlich bebte die Erde. Jesus war tot.

Joh 19,25-30

 

In den Berichten über die Auferstehung Jesu wird Maria nicht erwähnt.
Erst nach der Himmelfahrt Jesu heißt es in der Apostelgeschichte:
Als sie in die Stadt kamen, gingen sie in das Obergemach hinauf, wo sie nun ständig blieben: Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, der Zelot, sowie Judas, der Sohn des Jakobus.
Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern.
Vermutlich war Maria auch am Pfingsttag dabei, als alle mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden.

 

Apg 1, 13ff

 

Eine Legende erzählt:
Maria, die Mutter Jesu, lebte nach dem Tod ihres Sohnes in Jerusalem.
Als ihr eigenes Leben dem Ende entgegen ging, spürten das die Freunde und Freundinnen Jesu. Sie versammelten sich um Maria. Es war wie nach Ostern: alle waren da, nur Thomas fehlt. Und dann erlebten die Anwesenden mit, wie Maria starb, wie sie heimkehrte zu Gott. Ein Leben lang hatte sie ihren Sohn auf seinem Weg begleitet. Nun ging sie selbst die letzte Wegstrecke.
Die Apostel begruben Maria vor den Toren der Stadt Jerusalem, im Kidrontal - dort, wo sie mit Jesus unzählige Stunden verbracht hatten. Wo sie von ihm eingeführt worden waren in sein Denken und Fühlen. Wo sie den Himmel auf Erden gespürt hatten.
Die Apostel begruben Maria. Sie waren voller Trauer, weil die Mutter ihres Meisters auch ihnen zur Mutter geworden war. Gleichzeitig waren sie voller Zuversicht und Hoffnung. Sie wussten die Mutter Jesu auf ihrem Weg zum Sohn, auf ihrem Heim-Weg.
Nach dem Tode Jesu waren es die Frauen und danach Petrus und Johannes, die in der Frühe des Ostermorgens zum Grab gegangen sind, um den Leichnam Jesu zu salben. Ein letzter Dienst und Ausdruck ihrer eigenen Trauer.

 

   Jetzt, Jahre später, so erzählt die Legende, gingen alle Apostel - auch Thomas - zum Grab der Mutter Jesus. Und wie damals am Ostermorgen fanden sie keinen Leichnam. Sie fanden duftende Blumen und Kräuter. Maria war nicht da. Blumen verströmen einen intensiven Duft. Die Apostel verstanden: Maria ist heimgegangen. Geblieben ist der Duft ihres Lebens.

 

Nicht nur für die Jünger damals ist die Mutter Jesu wichtig geworden.
Auch heute wenden sich Menschen mit ihren Sorgen und mit ihrem Dank an Maria.
Sie beten für Menschen in der Familie, in der Nachbarschaft und für die Anliegen dieser Welt. Sie beten zu Maria und damit über sie zu Jesus, dem sie als Mutter immer besonders nahe war.
Menschen beten zu Maria und zünden Kerzen an - in der Hoffnung, dass ihr Gebet über Maria bei Jesus ‚wirkt‘ solange die Kerze brennt. Eins der bekanntesten Gebete zu Maria ist das ‚Ave Maria‘, das ‚Gegrüßet seist du, Maria‘.

 

Das Rosenkranzgebet hat sich über Jahrhunderte als traditionelles Gebet bewährt, bei dem wir mit Maria auf das Leben von Jesus schauen. Maria hat Jesus gekannt wie kein anderer Mensch; sie hat ihn begleitet auf allen wichtigen Stationen seines Lebens - bis unter das Kreuz. Jesus Christus ist die Mitte und das Ziel des Rosenkranzgebetes.
Aber an Maria wurde auch die Macht der Auferstehung sichtbar: Sie wurde aufgenommen in die Herrlichkeit Gottes - Zeichen der Hoffnung für die Kirche und für alle Menschen.

 

In den (Ge)Sätzen, die das ‚Gegrüßet seist du, Maria‘ erweitern, betrachten wir die Geheimnisse des Glaubens. Die Wiederholung derselben Sätze schenkt innere Ruhe. (GL 4)
Eine neuere Form des Rosenkranz-Gebetes ist der Lichter-Rosenkranz, bei dem wir eine Bitte laut - oder still - beten, dann eine Kerze anmachen und gemeinsam ein ‚Gegrüßest seist du, Maria‘ beten.

 

Dargestellt waren in dieser Ausstellung, die von rund 2000 Menschen besucht wurde, die ‚freudenreichen Geheimnisse‘:

 

Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir. Du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes,
Jesus,
  1. den du, o Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast
  2. den du, o Jungfrau, zu Elisabet getragen hast
  3. den du, o Jungfrau, zu Betlehem geboren hast
  4. den du, o Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast
  5. den du, o Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast
Heilige Maria, Mutter Gottes
bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes.
Amen.

 

 

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