Ausstellung 2022 - Marienfeld

 

Zum 800. Weihejubiläums des Klosters in Marienfeld wurde eine Ausstellung mit mehr als 400 Biblischen Erzählfiguren aufgebaut. Vom 30. Oktober bis zum 13. November 2022 begaben sich viele Besucher*innen auf die Spuren der Frau, die dem Kloster und dem Ort ihren Namen gab: Maria - das Leben einer besonderen Frau - von der Geburt bis zum Tod

 

 

 

Marias Eltern waren Anna und Joachim…
Beide beklagten im Gebet ihre Kinderlosigkeit. Da teilte ihm ein Engel mit, dass seine Frau Anna ein Kind gebären wird.
Anna versprach: „So wahr Gott der Herr lebt: Wenn ich gebäre, einen Knaben oder ein Mädchen, so will ich das Kind als Opfergabe darbringen Gott, dem Herrn. Es soll ihm Dienste verrichten alle Tage seines Lebens.“

Proto-Evangelium 4

 

Nach 9 Monaten wurde ein kleines Mädchen geboren, Maria.

 

Proto-Evangelium 5

 

 

 

   Das Kind wurde von Tag zu Tag kräftiger und als es sechs Monate als war, stellte Anna es auf den Boden, um zu erproben, ob es schon stehen könne.
Und die kleine Maria machte sieben Schritte und kam zu ihrer Mutter.

 

Proto-Evangelium 6,1

 

Am ersten Geburtstag seiner Tochter veranstaltete Joachim ein großes Festmahl und lud dazu u.a. die Priester und Schriftgelehrten ein. Er brachte das Kind zu den Priestern, damit sie es segneten.

 

Proto-Evangelium 6,2

 

  

 

Als Maria drei Jahre alt war brachten ihre Eltern sie in den Tempel - so wie sie es versprochen hatten.
Der Priester setzte Maria auf die dritte Stufe des Altars… und sie tanzte mit ihren kleinen Füßen.
Anna und Joachim wunderten sich, dass ihre kleine Tochter ihnen nicht nachschaute.
Maria wurde im Tempel ‚gehegt wie eine Taube'.

 

Proto-Evangelium 7,2-8,1

 

… und sie wurde älter…   

 

Als Maria zwölf Jahre alt war, berieten sich die Priester, was mit ihr geschehen solle. Der Hohepriester Zacharias betete im Allerheiligsten für Maria.
Dann versammle er die Witwer des Volkes. Jeder soll einen Stab mitbringen. Und wem Gott ein Zeichen gibt, der soll Maria zur Frau nehmen.“
Auch Josef brachte einen Stab mit.
Zacharias nahm alle Stäbe entgegen, betete und verteilte die Stäbe wieder an die Witwer.
Den letzen Stab bekam Josef. Da setzte sich eine Taube auf Josefs Stab. „Josef, durch das Los ist dir die Jungfrau des Herrn zugeteilt worden."
Josef entgegnete: „Ich habe Söhne und bin alt, sie aber ist ein junges Mädchen…“

 

 

 

   Zu Hause sprach Josef zu Maria: „Maria, ich habe dich aus dem Tempel des Herrn empfangen. Ich lasse dich nun in meinem Haus. Ich aber gehe fort, um die Bauwerke zu errichten. Dann werde ich zu dir kommen. Der Herr wird dich behüten.“

 

Proto-Evangelium 8-9

 

Eines Tages nahm Maria einen Krug, um Wasser zu schöpfen. Eine Stimme sprach zu ihr: „Hab keine Angst, du hast Gnade bei Gott gefunden! Du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären. Dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und wird Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihn auf den Thron seines Ahnherrn David erheben, und er wird für immer über die Nachkommen Jakobs regieren. Seine Herrschaft wird nie zu Ende gehen.“
Maria hatte zwar die Absicht, Josef zu heiraten, doch die Hochzeit hatte noch nicht stattgefunden, und sie wusste genau, dass sie nicht schwanger sein konnte. Der Engel erklärte, Gott werde alles möglich machen, und dass auch ihre Kusine Elisabet schwanger geworden sei, obwohl alle geglaubt hatten, sie sei schon zu alt für ein Kind.
Maria willigte ein: „Ja, ich bin bereit. Für mich soll alles so werden, wie du es gesagt hast!“
Der Engel verließ Maria.

Proto-Evangelium 11-12.1-2 / Lk 1, 39-55

 

 

Das Lukasevangelium berichtet, dass die junge Frau Nazareth verließ und zu ihrer Kusine Elisabet ins Bergland von Judäa ging.
Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet.
Als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: „Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.“

 

Maria antwortete darauf mit einem Lobruf zu Gott…

 

Proto-Evangelium 12.2 / Lk 1, 39-66

 

 

Maria blieb 3 Monate lang bei Elisabet…,
… half ihr bei der täglichen Arbeit..., sie redeten und lachten miteinander und sicher tauschten sich die beiden Frauen auch über ihre Schwangerschaften aus.

 

 

Maria blieb bei Elisabet und Zacharias bis zur Geburt des kleinen Johannes. Dann ging sie zurück nach Nazaret.
Laut Protoevangelium war Maria sechzehn Jahre alt, als dies geschah.

 

Proto-Evangelium 12.3 / Lk 1, 56-66

 

 

 

   Als Maria im sechsten Monat war, kam Josef von seinen Bauarbeiten und sah, dass Maria schwanger war. Er fühlte sich von ihr hintergangen und wollte sich in aller Stille von ihr trennen.

 

Proto-Evangelium 13.1-16.3 / Mt 1,18-19

 

Doch im Traum erschien Josef ein Engel: „Josef, lass Maria nicht im Stich! Das Kind, das sie erwartet, kommt von Gott. Fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen. Sie wird einen Sohn bekommen. Ihm sollst du den Namen Jesus geben.“
Josef war ein frommer Mann. Er kannte die Schriften der Propheten…
… und kannte die Gesetze sehr genau…
Wenn Josef nicht auf den Engel gehört hätte, dann wäre Maria gesteinigt worden.
Das hätte sie nicht überlebt… und Jesus wäre nicht geboren worden!

 

Mt 1,20-25

 

   Josef hörte auf die Worte des Engels und nahm Maria als seine Frau zu sich.
Über ihre Hochzeit ist in der Bibel nichts überliefert. Aber wir können davon ausgehen, dass Josef sich um seine junge Frau kümmerte…

Mt 1,24

 

 

Der Evangelist Lukas berichtet davon, dass in jener Zeit die Römer in Israel herrschten. Ihr Kaiser Augustus wollte genau wissen, wie viele Steuern er zu erwarten hatte. Darum ordnete er die erste Volkszählung der Geschichte an und erließ den Befehl:
„Alle Untertanen meines Reiches haben in die Stadt zu gehen, in der sie geboren wurden. Dort sollen sie sich in Steuerlisten eintragen lassen!“
  

 

 

   Genauso wie viele andere machten sich auch Maria und Josef auf zur Volkszählung. Sie mussten nach Betlehem in die Berge Judäas gehen, denn von dort stammte Josefs Familie.

Proto-Evangelium 17 / Lk 2, 1-5

 

 

Mehrere Tage lang waren sie unterwegs. Der Weg war beschwerlich, besonders für Maria. Sie war hochschwanger, bis zur Geburt ihres Kindes waren es nur noch wenige Tage.   

 

Als sie Betlehem erreichten, wimmelte die Stadt von Menschen. Alle mussten sich eintragen lassen - in die Listen für die vom Kaiser angeordnete Volkszählung.
Von überall her waren Leute gekommen; alle brauchten Übernachtungsplätze.
In ganz Betlehem gab es kein Zimmer für Maria und Josef.

 

 

 

   So brachte Maria ihr Kind, einen Sohn, draußen vor der Stadt zur Welt…
… an einem Ort, an dem sonst Tiere untergestellt waren…
Maria und Josef wickelten das Neugeborene in Windeln.

Proto-Evangelium 19,2 / Lk 2, 6f

 

 

Draußen auf den Feldern vor Betlehem wachten Hirten bei ihrer Herde…
Ein Engel sprach zu ihnen: „Habt keine Angst! Ich verkünde euch große Freude - Freude, die ganz Israel erfüllen soll! Heute Nacht ist in Betlehem ein Kind geboren, es ist der Messias, der Retter. Geht! Ihr werdet es finden, das Kind, das in Windeln gewickelt liegt…“
Da machten sich die Hirten auf den Weg nach Betlehem…

 

Lk 2, 8-14

 

 

   …und fanden Maria und Josef und das Kind. Sie berichteten, was Gottes Engel ihnen über das Kind gesagt hatte - und Maria und Josef hörten genau zu. Sie vergaßen nie, was sie in dieser Nacht hörten. Immer wieder dachten sie über all das nach…
Die Hirten fanden alles so, wie der Engel gesagt hatte, und brachten allen Menschen die Nachricht, dass in Betlehem der Messias, der Retter, geboren worden war. Sie priesen und lobten Gott.

Lk 2, 15-20

 

Als das Baby acht Tage alt war, ließen Maria und Josef ihren Sohn beschneiden, wie es bei den Juden üblich war und ist. Jetzt bekam das Kind auch seinen Namen: Jesus - so wie der Engel Gabriel es zu Maria und zu Josef gesagt hatte.

 

Vier Wochen lang konnten sich Mutter und Kind von der Geburt erholen.
Dann zogen sie nach Jerusalem, um Gott ihr erstes Kind Gott im Tempel vorstellen. Sie wollten Gott auch ihren Dank darbringen - 2 junge Tauben, so wie es das Gesetz vorschreibt.
Im Tempel begegneten sie Simeon, einem alten Mann, der mit Gottes Versprechen lebte: ‚Du sollst nicht sterben, bevor du den Messias, den Gesalbten Gottes, gesehen hast.' Simeon erkannte in dem kleinen Kind Jesus den von Gott versprochenen Messias.
Er nahm das Kind in seine Arme und sang ein Loblied für Gott: „Herr, du hast dein Wort gehalten, jetzt kann ich in Frieden sterben. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen: Du hast uns Rettung gebracht, die ganze Welt wird es erfahren. Dein Licht erleuchtet alle Völker, und deinem Volk Israel bringt es Größe und Herrlichkeit."
Simeon segnete sie.
Die 84jährige Prophetin Hanna kam hinzu und lobte Gott und bestätigte alles, was Simeon in seinem Loblied gesagt hatte.

Lk 2, 21-40

 

 

Maria und Josef kehrten nach Betlehem zurück und wohnten hier eine Zeitlang, denn im Mt-Evangelium können wir nachlesen, dass sie dort Besuch bekamen von Männern aus dem Osten. Diese Fremden - Sterndeuter, Magier, Weise werden sie genannt - hatten schon Wochen vorher einen neuen, strahlenden Stern am Himmel entdeckt.
Die Sterndeuter erforschten die Bedeutung dieses hellen Sternes und fanden heraus, dass in der Königsstadt der Juden ein neuer König geboren wird.
Sie brachen auf, um dem Königskind Geschenke zu bringen, folgten dem hellen Stern am Himmel - dem Zeichen Gottes - und kamen nach Jerusalem.
Dort regierte König Herodes, der nicht erfreut über die Nachricht der Fremden war, denn ein neuer König könnte seine Macht streitig machen. Herodes ließ die Gelehrten seines Reiches zusammenkommen, die erforschten, dass der Messias in Betlehem geboren wird.
Daraufhin schickte Herodes die Sterndeuter nach Betlehem, den König zu suchen, und forderte sie auf, ihm anschließend Bericht zu erstatten…

 

Die Sterndeuter folgten weiter dem Stern - bis zu dem Ort, wo das Kind war. Sie gingen in ein Haus, fanden das Kind und seine Eltern, verneigten sich vor dem Kind, breiteten ihre Schätze vor ihm aus - Gold, Weihrauch + Myrrhe -, als stünden sie tatsächlich vor einem König.   

 

   Eines Morgens packten die Magier eilig ihre Sachen zusammen, denn im Traum ist ihnen geraten worden, nach Hause zurückzukehren, ohne jemandem von ihrer erfolgreichen Suche zu berichten.

Proto-Evangelium 21,2 - 22,1 / Mt 2,1-12

In der Nacht rüttelte Josef Maria wach und erzählte ihr von seinem Traum: „Maria, mir ist ein Engel erschienen. Wir müssen noch vor Sonnenaufgang aufbrechen. Herodes will unser Kind umbringen!“ Und sie flohen nach Ägypten.

 

Mt 2,13-15

  

 

   Als König Herodes merkte, dass die Sterndeuter nicht zu ihm zurückkamen, wurde er zornig und ließ in Betlehem und der ganzen Umgebung alle Jungen im Alter bis zu zwei Jahren töten. Dadurch sollte auch das neugeborene Königskind beseitigt werden…

Mt 2,16-18

 

 

Was in Ägypten geschah, davon ist in der Bibel nichts überliefert…
Wir wissen durch die biblische Überlieferung nur, dass Josef in Ägypten wieder ein Engel Gottes im Traum erschien, als König Herodes gestorben war. Der Engel sagte: „Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und zieh in das Land Israel; denn die Leute, die das Kind umbringen wollten, sind tot.“

 

Mt 2,19-23

  

 

Über die Kindheit Jesu wissen wir nicht viel.
Wir wissen nur, dass Jesus in seiner Familie in Nazareth aufgewachsen ist… und dort so lange blieb, bis er erwachsen war…
Vielleicht ist es so gewesen:
Maria kümmerte sich wie jede Mutter damals um den Haushalt. Sie schöpfte das Wasser am Brunnen im Dorf.
Sie saß auf der Erde und mahlte mit einer Mühle das Getreide, um Mehl zu gewinnen, machte aus dem Mehl einen Teig und backte Brot.

 

 

 

 

   Vielleicht bekamen sie auch Besuch von Elisabeth und Johannes…

 

…und ganz sicher übernahmen Maria und Josef die religiöse Erziehung von Jesus…

 

  

 

   … und feierten die Jüdischen Feste. So gingen sie jährlich zum Paschafest nach Jerusalem, wo Jesus verloren ging und wiedergefunden wurde - mitten unten den Gelehrten im Tempel.

Lk 2,41-52

 

Zu Hause in Nazaret wird Jesus seinen Vater bei seiner Arbeit in der Werkstatt unterstützt haben.

 

  

 

Irgendwann ist Josef verstorben, Maria wurde Witwe….
Aus der Bibel wissen wir, dass Jesus sein Elternhaus - und damit seine Mutter Maria - mit 30 Jahren verlassen hat.

 

   Nach seiner Taufe durch Johannes, dem Täufer, im Jordan ist Jesus von Ort zu Ort gezogen ist, um den Menschen die Frohe Botschaft von der Liebe Gottes zu verkünden.

 

 

 

Maria wird nur selten erwähnt - für die Evangelisten ist Jesus wichtiger…

 

 

Im Johannesevangelium erfahren wir, dass Maria genau wie Jesus und seine Jünger bei einer Hochzeit in Kana anwesend war.
Während des Festes ging der Wein aus. Maria sagte zu ihrem Sohn: „Es ist kein Wein mehr da!“
Jesus antwortete ihr: "Schreib mir nicht vor, was ich zu tun habe! Meine Zeit ist noch nicht gekommen!“ Da sagte seine Mutter zu den Dienern: „Was immer er euch befiehlt, das tut!"
Im Haus gab es sechs steinerne Wasserkrüge. Man benutzte sie für die Waschungen, die das jüdische Gesetz verlangt. Jeder von ihnen fasste achtzig bis hundertzwanzig Liter.
Jesus forderte die Diener auf: „Füllt diese Krüge mit Wasser!“
Sie füllten die Gefäße bis zum Rand… und als sie kosteten, war es köstlicher Wein.
Dieses Wunder geschah in Kana.
Danach zog Jesus mit seiner Mutter und seinen Jüngern weiter.

Joh 2, 1-12 (Sondergut)

 

Ob Maria ihren Sohn Jesus auch weiterhin begleitet hat?
Oder hat sie in Nazaret auf Besuch von ihm gewartet?

 

   Im Lukasevangelium wird eine Begegnung Jesu mit Maria so beschrieben:
Eines Tages kamen seine Mutter und seine Brüder zu Jesus; sie konnten aber wegen der vielen Leute nicht zu ihm gelangen.
Da sagte man ihm: „Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und möchten dich sehen.“
Er erwiderte: „Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und danach handeln.“

Lk 8, 19-21

 

Im Matthäus-Evangelium können wir nachlesen, dass Jesus in seine Heimatstadt kam und dort die Menschen in der Synagoge lehrte.
Da staunten alle und sagten: „Woher hat er diese Weisheit und die Kraft, Wunder zu tun? Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria und sind nicht Jakobus, Josef, Simon und Judas seine Brüder? Leben nicht alle seine Schwestern unter uns? Woher also hat er das alles?“
Und sie nahmen Anstoß an ihm und lehnten ihn ab.
Da sagte Jesus zu ihnen: „Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner Heimat und in seiner Familie.“
Und wegen ihres Unglaubens tat er dort nur wenige Wunder.

Mt 13, 54-58 / Mk 6,1-5

 

 

Dass Maria ihren Sohn Jesus nie aus den Augen verloren hat, wird deutlich in seiner Sterbestunde.
Maria stand nach seiner Verurteilung unter dem Kreuz Jesu. Sie sah ihren Sohn mit ausgebreiteten Armen am Kreuz hängen, seine Handgelenke waren mit Stricken an die Holzbalken gebunden.
Maria hörte ihn flüstern: „Frau“, und dabei schaute er zunächst sie an, dann Johannes, den Jünger, der jetzt neben Maria stand. „Das ist dein Sohn.“
Dann wandte er sich an Johannes: „Das ist deine Mutter.“
Maria war mit ihren Gedanken ganz bei Jesus. Der Mittagshimmel hatte sich verdunkelt. Jesu Augen suchten seine Mutter. Auf seinem Kopf trug er eine Krone aus Dornen - grausames Symbol für die Worte, die an sein Kreuz genagelt waren: Jesus von Nazaret, König der Juden.
Vielleicht dachte Maria an die Sterndeuter und ihre kostbaren Geschenke. Das Gold und der Weihrauch waren königliche Geschenke, die ihnen damals geholfen haben, in Ägypten zu überleben. Wegen der Myrrhe hatte sie sich immer gewundert. Nun wusste sie, was sie bedeutete - sie war das Öl, mit dem der König, den die Weisen angebeten hatten, einbalsamiert werden sollte.
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Der Schrei ihres Sohnes durchbohrte sie, als hätte man ihr ein Schwert durch die Brust gestoßen - so wie es der alte Simeon im Tempel vorhergesagt hatte.
Plötzlich bebte die Erde, Jesus war tot.

 

In den Berichten über die Auferstehung Jesu wird Maria nicht erwähnt.
Erst nach der Himmelfahrt Jesu heißt es in der Apostelgeschichte:
Als sie in die Stadt kamen, gingen sie in das Obergemach hinauf, wo sie nun ständig blieben: Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, der Zelot, sowie Judas, der Sohn des Jakobus.
Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern.

Apg 1, 13ff

 

 

Eine Legende erzählt: Maria, die Mutter Jesu, lebte nach dem Tod ihres Sohnes in Jerusalem.
Als ihr eigenes Leben dem Ende entgegen ging, spürten das die Freunde und Freundinnen Jesu. Sie versammelten sich um Maria. Es war wie nach Ostern: alle waren da, nur Thomas fehlt. Und dann erlebten die Anwesenden mit, wie Maria starb, wie sie heimkehrte zu Gott. Ein Leben lang hatte sie ihren Sohn auf seinem Weg begleitet. Nun ging sie selbst die letzte Wegstrecke.
Die Apostel begruben Maria vor den Toren der Stadt Jerusalem, im Kidrontal - dort, wo sie mit Jesus unzählige Stunden verbracht hatten. Wo sie von ihm eingeführt worden waren in sein Denken und Fühlen. Wo sie den Himmel auf Erden gespürt hatten.
Die Apostel begruben Maria. Sie waren voller Trauer, weil die Mutter ihres Meisters auch ihnen zur Mutter geworden war. Gleichzeitig waren sie voller Zuversicht und Hoffnung. Sie wussten die Mutter Jesu auf ihrem Weg zum Sohn, auf ihrem Heim-Weg.

 

 

 

Als sie Tage später, so erzählt die Legende, zum Grab der Mutter Jesu gingen, fanden sie wie damals am Ostermorgen keinen Leichnam. Sie fanden duftende Blumen und Kräuter. Maria war nicht da. Blumen verströmen einen intensiven Duft.
Die Apostel verstanden: Maria ist heimgegangen. Geblieben ist der Duft ihres Lebens.
  

 

 

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